Freitag, Dezember 16, 2005

Untergejubelt

In unserer französischen "20 Minuten Ausgabe", Le Matin Bleu, lese ich immer wieder erstaunliche Tatsachen über H&M, Britney Spears und Destiny's Child. Und habt ihr auch gewusst, dass holländische Forscher nun endlich hinter das Geheimnis der Mona Lisa gekommen sind? - Tatsächlich.
Schlauste Emotionserkennungs-Software hat verraten, dass sich hinter ihrem Lächeln 83% Glücklichkeit, 9% Verachtung, 6% Angst und 2% Wut verbirgt. Wow. Diese Madame Joconde.

Richtig interessant ist aber die Statistik betreffend Schokoladenkonsum:
Die Schweizer seien mit 11.6 kg pro Jahr und Einwohner die grössten Liebhaber von Lindt, Sprüngli und Co. Nicht nur, dass sich das überhaupt nicht mit meiner eigenen Erfahrung deckt (und ich mich zu den Durchschnitt-Senkenden zähle) – Praktisch überlegt, wird diese Statistik sicherlich anhand der Verkaufszahlen gemacht. Also sämtliche in der Schweiz gekaufte Schokolade geteilt durch 7.13 Mio und da sind wir bei den 11.6 kg. Aber nun sagt mir einmal, was bringen denn alle Touristen en masse von ihren helvetischen Ferien mit?
- Genau! Und verbucht wird die gute Ware dann in unsere Mägen.

So weit meine fast Johner-würdige Reflexion zur die Aussagekraft einer Statistik.

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Und jetzt geht einmal auf www.lyricks.org, klickt fleissig, und wenn der Name rot wird, tippt fly. Wenn ihr wollt, könnt ihr dann die weiteren Codes eintippen... ansonsten stellt bitte einfach fest, dass ich die Fotografin dieses Bildes bin. Ich werde Rick noch warnen, dass er mir Copyright bezahlen muss, sobald er berühmt ist. :-)
Bonne journée!!

Sonntag, Dezember 04, 2005

Schlank, rank und völlig blank

- eine rappenlose Woche -

Auch schon einmal in der Migros gewesen und an der Kasse hat die EC-Karte nicht mehr funktioniert? - Ich schon. Das letzte Mal war am 21. November. Da war nichts mehr zu holen auf meiner Karte ausser 85 Rappen.

Zwar bin ich nicht pleite - nur hat meine EC-Karte eine 500-Fr-Monatslimite drauf, und die war weg. Hm. Natürlich kann ich die Limite jederzeit ändern, jetzt wo ich volljährig bin und so... und bei meiner eigenen Bank gilt die Grenze ja auch nicht.
Nur befindet sich die 3 Stunden entfernt im Thurgau. Liegt nicht wirklich am Weg.

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"Hetsch doch öppis gseit!" - Ich höre die besorgten Stimmen schon. Nein. Aber nicht aus Stolz habe ich geschwiegen, die Situation war einfach zu perfekt für ein kleines soziales Experiment. Wie lebt es sich wohl während 9 Tagen mit einem Budget von 14 Franken?
Ich war begeistert von der Aussicht, einiges über mich selbst zu lernen.

Die erste Beobachtung war sehr erstaunlich. Die Karte war montags zu Ende, freitags wurde mir bewusst, dass ich mir trotzdem jeden Tag etwas gekauft habe. Klar, nicht viel - dienstags Briefmarken für einen Brief nach Schweden, mittwochs Halswehtabletten für 5.15 (und sie wirken! Ich kann mir von der gleichen Packung noch 6x geschwollene Mandeln leisten...), donnerstags ein Brot, freitags ein paar Zwiebeln, Mandarinen, Karotten und eine Zuchetti. Trotzdem ging ich täglich in ein Einkaufszentrum!

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Weil die erste Phase bereits so beeindruckende Resultate brachte, verschärfte ich am Freitagabend die Bedingungen und gab sämtliches Kleingeld weg. Das war zwar nicht mehr viel... aber Leute, das Lebensgefühl verändert sich! - Ich sass am Bahnhof in Bussigny mit keinem Penny. Ich besitze ein GA, eine internationale Telefonkarte, ein warmes Zimmer und einen Schrank voller Esswaren. Es fehlt mir an nichts. Ich wusste, ich war sogar materiell bestimmt ausreichend versorgt. Aber ob einem die anderen das ansehen?
Ich war so fasziniert von dieser Idee, dass ich meine Frist um ein paar Tage verlängerte. Heute habe ich eine Woche lang ohne einen einzigen Rappen Bargeld gelebt. Und mehr über mich selbst gelernt als in vielen anderen Monaten.

Es ist lächerlich, welch ein Gefühl von Sicherheit uns schon nur ein 5-Frankenstück in der Jackentasche gibt.

Einen Einkaufsbummel mit Freunden in der City of Lausanne lässt sich ohne finanzielle Investition realisieren. (Nicht einmal auf das gemeinsame Kebab musste ich verzichten, weil eine meiner Freundinnen nach der Hälfte schon genug hatte.)

Wenn Gott sagt, er sorgt für uns, dann meint er es auch so. Ja, mein Überleben stand nicht auf dem Spiel (oder doch?), und trotzdem hat er mir seine Fürsorge bewiesen. Ende Woche sind die Frischvorräte langsam geschrumpft - da bekam ich per sms eine Einladung zum Abendessen (die Betreffende wusste nichts von meinen finanziellen Verhältnissen).

Ist es möglich, dass ich diese Woche sogar besser gegessen habe als normal? Habe ich nicht am Sonntag richtige Crêpes gemacht, einfach für mich? Habe ich nicht am Samstag ein Foccacia gebacken, um frisches Brot zu haben? Habe ich nicht am Dienstag ein wunderbares Nudelgericht kreirt mit den verschiedensten Resten?
- Dinge, die so oft schon der Zeitersparnis zum Opfer fielen.

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Dieser Bericht ist kein Aufsatz über die Armut. Ich gebe nicht vor, zu wissen, wie sich echte finanzielle Not anfühlt. Mein Bankkonto ist im grünen Bereich.
Es war auch nie das Ziel dieses Experimentes, die Welt besser zu verstehen. Aber für mein eigenes Leben habe ich vieles gelernt. Ich kann meinem Gott vertrauen. Das nächste Mal auch noch einen Schritt weiter.